Ab April 2021 werden im Emsland Physician Assistants ausgebildet, die dem Arzt zur Seite stehen und nach seinen Anweisungen auch ärztliche Tätigkeiten ausüben dürfen. Die Ausbildung geschieht auf Hochschulniveau, ausgebildet werden Pfleger, Helferinnen und Physiotherapeuten, die seit mindestens zwei Jahren in einem medizinischen Beruf arbeiten. Das Projekt, als "Campus Papenburg" des AN-Instituts der staatlichen Hochschule Sachen Anhalt installiert, hat Modellcharakter – denn bislang gibt es diesen Beruf nur für den stationären Bereich.
Im ambulanten Bereich könnte der Physician Assistant dazu beitragen, die Lücken in der medizinischen Versorgung – vor allem auch auf dem Land – zu verkleinern und so den Sicherstellungsauftrag der niedergelassenen Ärzteschaft dauerhaft zu sichern. Die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen und die Ärztekammer sehen die Entwicklung wohlwollend. Auch in der niedersächsischen Landespolitik scheinen die positiven Bewertungen vorzuherrschen. Der „Rundblick – Politikjournal für Niedersachsen“ nimmt das Thema in seiner Ausgabe am 24. Januar 2020 als förderlich auf.
Darin berichtet Dr. Volker Eissing über die Lage im Emsland – und nicht nur im Emsland – so:An einem Ort gebe es fünf Ärzte, alle seien älter als 58 Jahre, zwei sogar älter als 70 Jahre. Von einem Landarztmodell, das Studenten gegen Stipendium dazu verpflichtet, nach ihrem Studium auf dem Land zu arbeiten, hält er wenig. Landarzt, so seine Überzeugung, wird man nur aus Berufung und aus Begeisterung. Nicht aber aus Verpflichtung. Anklang findet Eissings Modell auch bei den Grünen. Sie haben den Arzt eingeladen, bei ihrem öffentlichen Fachgespräch zum Thema „Notfallpatient Medizin. Wege zu einem bedarfsgerechten Versorgungssystem“. Eissing ist dort einer der drei Referenten, die mit einem kurzen Impulsvortrag ihr Modell für den ländlichen Raum vorstellen. Zuvor wird das deutsche Gesundheitssystem in einen internationalen Vergleich gestellt.
Die emsländische Initiative zur Ausbildung von Physician Assistants in Zusammenarbeit mit der staatlichen Hochschule Sachsen-Anhalt ist auf Initiative von Dr. Volker Eissing in Papenburg und Wilhelm Wolken, Ludmillenstift in Meppen, entstanden – und hatte eigentlich schon im vorigen Herbst beginnen sollen. Manche Hürden für das Projekt waren jedoch größer als erwartet: So brauchte es zum Beispiel eine Hochschuleinrichtung, die einen Ableger im Emsland gründen und unterhalten kann, damit ein solches Studium ist. Daran war der erste Plan gescheitert, an dem sich eine Berliner Einrichtung hatte beteiligen wollen.